Vor zehn Monaten veröffentlichte Eberhard Schellenberger im Echter-Verlag das Buch „Deckname Antenne“. Seitdem hat der langjährige Leiter des BR Studios Mainfranken seine journalistischen und privaten deutsch-deutschen Erlebnisse sowie seine Bespitzelung durch die Stasi oft erzählt.

 Sein Buch verkauft sich gut. Es wurde schon zum zweiten Mal aufgelegt.

Schellenbergers 32. Autorenlesung wird dennoch etwas Besonderes bleiben. Auf Anregung und von Rita Metzger und Klaus Rieth vom KAB-Personalrätekreis lud das KAB-Bildungswerk der Diözese Würzburg zu einer Studienfahrt ein. Im Bus und an Originalplätzen im ehemaligen Grenzgebiet Mellrichstadt las Autor Schellenberger aus seinem Buch vor, spielte Radioreportagen ein und berichtete von kuriosen Episoden unter den Augen der Stasi.

Ziele der 40-köpfigen Gruppe mit KAB-lern und Interessenten aus der Diözese Würzburg waren das Freilandmuseum Behrungen/Thüringen als Mahnmal deutsch-deutscher Geschichte, die Grenzinformationsstelle Rappershausen, das Dokumentationszentrum Hainbergkaserne als Grenzgarnison im Kalten Krieg und der frühere Grenzübergang Eußenhausen.

Ernste, bedrückende und erschreckende Themen wurden auf der Fahrt erörtert. „Es ist wie ein Ausflug in eine unwirkliche Welt, und doch haben wir sie persönlich direkt vor unsrer unterfränkischen Haustür erlebt“, waren sich die Studienreisenden einig. Dass es nun wieder Krieg in Europa sowie weiter eine Blockbildung gibt, erscheint angesichts des Erlebten unfassbar. Jetzt stehen sich NATO und EU Putins Russland und seinen Verbündeten gegenüber.

Auf ihrer Tagesfahrt lernten die Teilnehmenden besondere Menschen näher kennen. Das waren neben dem Journalisten Schellenberger Männer wie Andreas Erhard oder die Kameraden in der früheren Hainbergkaserne Udo Straub, Konrad Postler und Siegbert Diemer. Sie setzen sich mit Herzblut dafür ein, dass die gefährlichen Zeiten des kalten Krieges und die Freude über die Grenzöffnung nicht vergessen werden.

Eine Rückmeldung von Andreas Erhard berührt die Gruppe. Der Initiator der Mahn- und Gedenkstätte in Behrungen schreibt, dass er seit über 20 Jahren Menschen durch die Grenzanlage führt und „nur selten eine so interessierte Studiengruppe in unserem Denkmalareal“ erlebt habe. Das freut die Mitfahrenden und vor allem die zwei Reiseleiter Rita Metzger und Klaus Rieth.

 

Text und Fotos: Irene Konrad

Foto 1:
Am Zaunstück des deutsch-deutschen Areals des Freilandmuseums Behrungen/Thüringen und in Sichtweite des früheren DDR-Grenzturms, des Kolonnenweges und Minenfeldes erinnerte Eberhard Schellenberger von seinem ersten Besuch an der Zonengrenze, einem abenteuerlichen Plan einiger Bürger aus Ermershausen im Mai 1978 und einer Livesendung vom Minenräumen.

Foto 2:
Ein emotionaler Moment: Ganz in der Nähe der Goldenen Brücke im Skulpturenpark am ehemaligen Grenzübergang Eußenhausen lagen sich in der Nacht auf den 3. Oktober 1990 Tausende von Menschen aus Freude über die Wiedervereinigung in den Armen und Eberhard Schellenberger durfte „die schönste Reportage seines Reporterlebens liefern“. Daran erinnerte er beim Studientag des KAB-Bildungswerks der Diözese Würzburg.

Foto 3:
Andreas Erhard (links) erklärt den Studienreisenden, wie die deutsch-deutsche Grenze an dieser Stelle einst angelegt und wie unüberwindbar sie gewesen war. Heute ist das Areal bei Behrungen ein Freilandmuseum.

Foto 4:
Buchautor Eberhard Schellenberger mit Rita Metzger vom Personalrätekreis der KAB im Bistum Würzburg im Museum in Rappershausen. Zusammen mit ihrem Kollegen Klaus Rieth hat sie den Studientag organisiert und begleitet. Für den Journalisten und langjährigen BR-Studioleiter Schellenberger war es die 32. Lesung aus seinem Buch „Deckname Antenne“.

Foto 5:
Ein bedrückender Ort ist der Bunker in der früheren Hainbergkaserne in Mellrichstadt. Hier berichteten Eberhard Schellenberger (rechts) und der Hauptfeldwedel Udo Straub (3. von links) als damaliger Zugführer seines Panzergrenadierbataillons 352 vom Kalten Krieg und Schreckmomente im Jahr 1989. Heute kümmert sich ein Kameradschafts- und Freundeskreis um Udo Straub das Dokumentationszentrum Hainbergkaserne.

Foto 6:
Im Skulpturenpark am ehemaligen Grenzübergang Eußenheim spielte Eberhard Schellenberger (rechts) Originalreportagen aus seiner Zeit als Leiter des BR-Studios Mainfranken vor. Unweit von dieser Stelle fuhren in der Nacht auf den 10. November 1989 die ersten Trabis von Ost nach West und in der Nacht zum 3. Oktober 1990 wurde die Wiedervereinigung gefeiert.

Foto 7:
Gruppenbild beim heutigen Dokumentationszentrum Hainbergkaserne mit Klaus Rieth und Eberhard Schellenberger (vorne 1. und 2. von links), Rita Metzger (11. von links) sowie Siegbert Diemer und Udo Straub (1. und 2. von rechts).

Foto 8:
Beim Abschlussgespräch bestand Gelegenheit, das Buch „Deckname Antenne“ zu kaufen. Dabei schrieb Eberhard Schellenberger auf Wunsch individuelle Widmungen zur Erinnerung an den Studientag in sein Buch.