Beeindruckende Reise mit interessanten Einblicken und Begegnungen

Die Stadt Essen war der zentrale Standort der diesjährigen Studienfahrt des KAB-Bildungswerkes in der Diözese Würzburg in Ruhrgebiet.

29 Personen nahmen an der einwöchigen Studienfahrt mit der sachkundigen Reiseleiterin Rita Metzger teil. Unter ihnen war auch Ruhestandspfarrer Arnold Seipel, der frühere Diözesanpräses der KAB. Seine stimmigen Impulse zum Tagesanfang unterstrichen die Vielfältigkeit der Bildungsfahrt.

„Dass das Ruhrgebiet so interessant und abwechslungsreich ist, das hätten sich die Mitreisenden nicht vorstellen können“, freut sich Reiseleiterin Metzger über die ausschließlich positiven Rückmeldungen. Die Gruppe hat moderne Städte gesehen, eindrucksvolle Kirchen besichtigt, eine imposante Natur erlebt, mit Politikern diskutiert, kulturelle Veranstaltungen besucht und sowohl über geschichtliche Begebenheiten als auch über visionäre Ideen nachgedacht.

Im Ruhrgebiet liegt dank der „Roten Kapläne“ die Wiege der KAB. Ewa zwischen 1860 und dem ersten Weltkrieg haben junge Priester im Umfeld von Aachen, Krefeld, Essen und Elberfeld als Präsides der aufkommenden Arbeitervereine nicht nur caritative Aufgaben wahrgenommen, sondern zunehmend sozialpolitische Ziele verfolgt. Löhne sollten dem wahren Wert der Arbeit entsprechen. Wohnungsbaugenossenschaften und Unterstützungskassen wurden gegründet.

Jeden Tag stellte Arnold Seipel einen der „Roten Kapläne“ besonders vor. Das waren Wilhelm Emanuel Freiherr von Ketteler, Franz Hitze, Dr. Heinrich Brauns und Dr. August Pieper. Für Gerechtigkeit im Milieu der Arbeiterschaft kämpften auch der in Kerpen geborene Adolph Kolping sowie mit Nikolaus Groß und Bernhard Letterhaus zwei Männer aus dem Ruhrgebiet, die wegen ihrer Tätigkeit für die KAB von den Nationalsozialisten hingerichtet wurden. Deren Gesinnungen begleiteten die Reisenden bei ihren Tagesaktivitäten.

Aus der Fülle an Eindrücken und Erlebnissen stechen ein paar Höhepunkte heraus. Dazu zählte das Treffen und die persönliche Führung mit Muchtar al Ghusain in Essen. Er war einmal Stadtrat in Würzburg und von 2006 bis 2018 Kultur-, Schul-, und Sportreferent der Stadt. Seitdem ist er in Essen für die Bereiche Jugend, Bildung und Kultur zuständig.

Für die Gäste aus der Diözese Würzburg nahm sich Muchtar al Ghusain viel Zeit und zeigte ihnen persönlich das Stadtteilprojekt Katernberg und die Alte Synagoge in Essen. Es ging um die Geschichte der Juden in der Stadt, um Integration und Frauenarbeit, Lösungsansätze zur Bekämpfung sozialer Probleme und die aktuelle Politik vor Ort.

Beeindruckt waren die Studienreisenden auch von ihrem Besuch im Landtag in Düsseldorf. Dort durften sie frühstücken und lernten sie die 1977 geborene CDU-Abgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach aus Bad Berleburg kennen. „Besser hätten wir es nicht treffen können“, waren die Würzburger von der taffen Politikerin mit soliden Wurzeln begeistert. Mit ihr diskutierten sie über die Frauenquote, die Asylpolitik und Tarifbindungen.

Bei Führungen sind die Reisenden aus Würzburg in etliche Welten eingetaucht. Sie haben die große Tropfsteinhöhle in Attendorf, das UNESCO-Weltkulturerbe „Zeche Zollverein“, den Braunkohlentageabbau Garzweiler, den riesigen Binnenhafen in Duisburg oder das ehemalige Wohnhaus der Industriellenfamilie Krupp mit seinem Park darum herum erkundet. Ein Höhepunkt sei auch die Emscher-Region gewesen.

Eine „Emschergenossenschaft“ kümmert sich seit 1992 um die Umgestaltung und Reaktivierung des industriellen Ballungsraums in ein naturnahes Wohn- und Erholungsgebiet. Die Renaturierung des Flusses Emscher und weiterer oberirdischer Gewässer nach dem Rückgang des Bergbaus, ein riesiger Kanalbau für das Abwasser und der Aufbau einer umweltfreundlichen Infrastruktur mit Radwegen und Parks ist ein Generationenprojekt.

Die Ausflügler waren in Bochum im Musical „Starlight Express“, sind auf der Königsallee in Düsseldorf spaziert, waren am Stausee Biggesee, sind mit der Wuppertaler Schwebebahn gefahren, haben die spätgotische Salvatorkirche mit ihren modernen Themenfenstern in Duisburg, den Dom ST. Viktor in Xanten und den Aachener Dom besichtigt und jede Menge Aachener Printen probiert. Und natürlich gab es genügend Zeit zur persönlichen Erkundigungen und zur Erholung.

Die KAB-Studienreise in Ruhrgebiet war sehr abwechslungsreich und bestens gelungen. Für das Jahr 2023 plant der KAB-Diözesanverband eine Herbst-Studienfahrt nach Südschweden. Dort hat die heilige Birgitta im 14. Jahrhundert gelebt. Die Studienfahrt zu den Stätten der Mystikerin, Ordensgründerin und Kirchenlehrerin im September nächsten Jahres wird eine Jubiläumsfahrt. Es soll die 25. Studienreise des KAB-Bildungswerks in der Diözese Würzburg werden.