Ein Tag in Afrika
Anne Sickenberger aus Johannesberg verbrachte einen Tag mit einer Familie in Lithumbandyosi - einem kleinen Dorf in der Region Mbinga / Tansania (Ost-Afrika). Hier erzählt sie aus ihrem Erleben:
Vom Morgen bis zum Abend
Nach dem Frühgottesdienst und dem Frühstück begleitet mich Cosmas zur Familie von Asunta, die bereits auf uns wartet. Sie begrüßt uns sehr freundlich und bevor wir mit der Arbeit loslegen können, zieht sie noch schnell das mitgebrachte Pamoja T-Shirt an.
Zuerst wird der Hof gefegt, durch den ständigen Wind werden immer wieder Blätter und kleine Zweige auf den Hof geweht, die nun mit Hilfe eines Reisigbesens weggekehrt werden. Das Arbeiten in gebückter Haltung bin ich nicht gewohnt und nach kürzester Zeit beginnt sich mein Rücken zu melden. Doch Asunta ist irgendwann zufrieden mit dem Ergebnis und wir machen uns mit zwei leeren Eimern auf den Weg Wasser zu holen. Dort treffen wir auf eine ganze Reihe neugieriger Kinder und Erwachsene, die mich halb freudig, halb erstaunt mustern. Asunta wickelt ein mitgebrachtes Tuch kreisförmig und setzt es mir auf den Kopf, nachdem beide Eimer, Asuntas war doppelt so schwer wie meiner, voller Wasser sind, hebt mir Asunta den Eimer auf den Kopf um anschließend ihren eigen alleine hochzuheben. Das Transportieren des Eimers auf dem Kopf war nicht so schwer, schwieriger war der Weg, viele Zweige hingen zu tief für mich, so dass ich seitlich in dem unebenen Sand laufen musste. Freihändig wie Asunta konnte ich den Eimer selbstverständlich nicht tragen, aber mal mit dem rechten, mal mit dem linken Arm als Unterstützung sind wir zurückgekommen.
Jetzt war es an der Zeit mit der Vorbereitung des Mittagessens zu beginnen. In einer großen Bastschale lagen Erdnüsse, die von der Schale getrennt werden mussten. Am Ende nahm Asunta die Bastschale warf die Nüsse und die Schalen nach oben und konnte so die Nüsse von den Schalen trennen. In einem kleinen Anbau wurde auf einer einfach Feuerstelle nun aus Stroh und Holz ein Feuer entzündet, die Erdnüsse wurden nun geröstet und es war meine Arbeit zu schauen, dass sie nicht anbrennen. Anschließend ließ sich die Haut gut von der Erdnüssen abziehen und sie kamen zum Stampfen in einen Riesenholzmörser. Allein das Gewicht des Holzmörsers ist nicht unerheblich, aber mit welch hohem Kraftaufwand die Erdnüsse zu Mehl gestampft werden, hätte ich nicht gedacht. Aus dem Mehl wird anschließend noch eine Art Oel gemacht, indem man das Mehl auf einem flachen Stein mit einem ovalen Stein feinreibt. Eine Verwandte von Asunta, die sich sich den ganzen Morgen um das zweiwöchige Enkelchen von Asunta gekümmert hatte, hatte das Gemüse bereits kleingeschnitten, sodass wir nur noch das Gemüse kochen, salzen und mit der Erdnussbutterpaste vermischen mussten. Fertig war ein leckeres Gemüse, das ich voller Stolz zum Mittagessen im Pfarrhaus präsentieren konnte.
Die Arbeit auf dem Hof war für diesen Morgen für mich beendet, aber wir wollten auch noch einen Blick auf die hiesige Krankenstation werfen. In Tansania gibt es drei Arten von Krankenstationen, die Dispencerys, dies sind die kleinsten Stationen, in denen nur zwei bis drei Krankenschwestern arbeiten, dann die Health Center, hier können schon deutlich mehr Patienten betreut werden und schließlich die Hospitals, die Krankenhäuser, in denen auch operiert wird.
Eine der drei Krankenschwestern von Litumba war mir bereits bekannt, da wir am Vorabend und am gleichen Morgen ein Treffen mit der örtlichen KAB Gruppe hatten, in der sie Mitglied ist.
Entsprechend freundlich war der Empfang und die Schwestern führten uns in alle Räume, die Einrichtung war sehr einfach, neben einer Behandlungsliege im Schwesternzimmer gab es noch zwei weitere Betten, wobei ein Bett vor allem für die Frauen reserviert ist, die zum Entbinden kommen. Dies ist auch die Hauptaufgabe der Krankenschwestern, daneben verteilen sie noch Medikamente führen Untersuchungen der Kinder bis fünf Jahre durch und leisten bei Unfällen Erste Hilfe.
Asunta begleitet uns noch bis zum Pfarrhaus und der Abschied war überaus herzlich. Zusammen mit den beiden Köchinnen des Pfarrhauses stimmen die drei plötzlich einen spontanen Gesang mit einem typisch afrikanischen Tanz an. Ich war sehr gerührt von dieser Ehrerweisung und dankbar diesen Tag so erlebt haben zu dürfen.
Hintergrund
Diese Erfahrungen machte ich zusammen mit Franz Allig im Rahmen eines Partnerschaftsaustausches der Pfarrei Johannesberg-Glattbach mit der Pfarrei Lithumbanyosi. Wir haben unseren Partnerschaftsverein "PAMOJA" genannt, das heißt in der Landessprache Kisuaheli so viel wie "gemeinsam". Ganz in diesem Sinne war es einer meiner größten Wünsche für diese Reise: Einen Tag mit einer Familie in Lithumbandyosi gemeinsam zu verbringen.
Die KAB lädt ein, weitere Erlebnisberichte, O-Töne aus Tansania und Geschichten der Partnerschaft zu veröffentlichen. Ziel ist, die Partnerschaft von KAB & VUWAWA zu vertiefen und ein Austauschprojekt in den kommenden Jahren vorzubereiten. Zuschriften und Nachfragen gerne direkt an E-Mail: