Entdecke Tansania in Aschaffenburg
Seit Anfang des Jahres bereitet sich eine Gruppe von 12 Personen für das KAB-Austauschprojekt "Karibu Tanzania" im August 2022 vor. Mit dabei sind Frauen und Männer, Jugendliche und Rentner, Menschen aus Unterfranken und der Oberpfalz. Gemeinsam wollen sie mit den Menschen der Partnerorganisation VUWAWA in der Region Mbinga / Tansania gemeinsame Lebensthemen entwickeln. Im Mai wurde das zweite Vorbereitungswochenende in Aschaffenburg dazu durchgeführt.
Wer sich in der Einen Welt engagiert weiß, dass Essen wichtig ist: Am Freitag um 18 Uhr startete die zweite Veranstaltung „Entdecke Tansania“ mit einem Mitbringbuffett. Nach dem gemeinsamen Essen gab es eine erste gruppendynamische Übung, damit die Gruppe aus den unterschiedlichen Welten und Himmelsrichtungen zueinander findet. Es wurde von jedem Teilnehmenden ein Stimmungsbild abgefragt. Schnell wurde klar, dass alle eine turbulente Zeit hinter sich haben und sich dennoch ganz auf das gemeinsame Vorbereitungs-Wochenende mit Blick auf das Austauschprojekt im August 2022 in Tansania einlassen wollen.
Am Samstag morgen starteten wir mit einem rhythmischen Begrüßungstanz unserer Gastreferentin Bernardine Angalusha (Kenia / Deutschland), die wohl fast jeder Afrika-Fan am Untermain kennt. Die von den Teilnehmenden vorbereiteten Plakate mit verschiedenen Themenfeldern wurden bei einem Spaziergang durch den Schloßgarten in Aschaffenburg vorgestellt. Themen wie z.B. Bildung, Gesundheit, Schulwesen und Kolonialzeit wurden referiert und zusammen mit Bernadine diskutiert. Bedeutsam war auch, dass die Ergebnisse eines Workshopprogramms von KAB & VUWAWA aus dem Jaht 2019 von Elisa Gerhart eingebracht wurden. Diese zeigten auf, welche Zukunftsfragen die Menschen in Tansania umtreiben: Einkommensentwicklung, Bildung, Klimawandel, Weitergabe des Glaubens, u.a.
Am Nachmittag tauchten wir ein in alltagsrelevante Rollenspiele. Wir überlegten uns, welche Situationen uns auf unserer Reise mit anderen Menschen und Kulturen begegnen könnten und wie wir diese meistern: Wie ist die Abfolge bei Begrüßungsritualen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, wie verhalte ich mich bei privaten Spendenanfragen, wer zahlt bei abendlicher Trinkgemeinschaft, u.v.m. Der Abend klang mit einem gemütlichen Abendessen in einer Aschaffenburger Lokalität aus. Susi Nock meint rückblickend: „Ich freue mich, beim Austausch Neues kennenzulernen und auch zu sehen, dass Menschen in einer ganz "anderen Welt" zwar völlig anders, aber genauso gut leben, arbeiten und zufrieden sein können.“
Am Sonntagvormittag standen offene Fragen der interkluturellen Zusammenarbeit auf dem Programm, die Angela Merkle und Alicia Junker eingebracht wurden:
- Critical whiteness: sich bewußt machen, dass wir als weiße Mitteleuropäer in einer bevorzugten Situation leben
- White savourism: sich bewußt machen, dass sich in der Entwicklungszusammenarbeit immer ein Geber-Nehmer-Verhältnis aufbaut, das Macht und Anerkennung ungleich verteilt
- Colourblind racism: wer meint, dass er oder sie nicht-rassistisch ist, kann sich und andere nicht vor dem eigenen Rassissmus schützen
Auch für Susi Nock war das Wochenende mit vielen Informationen und neuen Eindrücken schnell vorbei. Am Ende meint sie: „Rassismus hat so viele Facetten und so viele Schattierungen. Ganz selbstverständlich betrachte ich mich nicht als rassistisch, aber habe ich wirklich an alles gedacht? War mir bewusst, bei wie vielen alltäglichen Kleinigkeiten Rassismus auftritt? Dass es für einen Menschen, bei dem auch nur eine Kleinigkeit "anders" ist, ein großes Problem sein kann, bei einem Vorstellungsgespräch gleich behandelt zu werden, ganz einfach in einen Club gehen zu können oder bei der Wohnungssuche nicht benachteiligt zu werden? Wir meinen wohl zu oft, dass unsere Lebensweise und unsere Weltanschauung die einzig richtige ist.“