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Filmgespräch zum Weltfrauentag 2022

16. März 2022
Johanna Bamberg-Reinwand (von links) moderierte die Gesprächsrunde zum Weltfrauentag mit den Gästen Franziska Müller, Margit Pickel-Schmitt, Sabine Dittmar, Ute Hauck und Heidi Müller-Gärtner . KAB und Betriebsseelsorge wurden durch Gemeindereferent Rudi Reinhart vertreten. (Foto: Christian Licha)

Sehr gut besucht war am Weltfrauentag 2022 der Kinoabend des KAB-Bildungswerks in Kooperation mit dem SPD-Kreisverband Haßberge zum Internationalen Weltfrauentag. Im Capitol-Theater in Zeil waren alle nach den geltenden Coronavorschriften verfügbaren Plätze besetzt.

Gezeigt wurde der Film "Die Unbeugsamen", ein deutscher Dokumentarfilm und Porträt der Frauen der Bonner Republik, die sich ihre Beteiligung an den demokratischen Entscheidungsprozessen gegen erfolgsbesessene und amtstrunkene Männer wie echte Pionierinnen buchstäblich erkämpfen mussten. Um die Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen kämpften damals Frauen aller Parteien und sahen sich dabei Vorurteilen und sexueller Diskriminierung ausgesetzt.

Im anschließenden Podiumsgespräch, das Johanna Bamberg-Reinwand gekonnt moderierte, waren vier Gesprächpartnerinnen und ein Gesprächspartner aus unterschiedlichen Bereichen vertreten. Sabine Dittmar ist Ärztin und seit 2013 für die SPD Mitglied des Deutschen Bundestages. Dort vertritt sie den heimischen Wahlkreis und ist seit Dezember des vergangenen Jahres parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium.

Das Thema Gesundheit vertritt auch Ute Hauck, tätig im Sanitätshaus Mannl und Hauck. Die gelernte Erzieherin hat Stück für Stück mehr Verantwortung im Unternehmen übernommen. Mittlerweile verwaltet sie unter anderem den unternehmenseigenen Fuhrpark, hat Personalverantwortung und ist zuständig für die Auszubildenden im Unternehmen.

Heidi Müller-Gärtner, die in Vertretung für die wegen eines familären Trauerfalles verhinderte Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär anwesend war, ist ebenfalls gelernte Erzieherin und seit über 20 Jahren für das Diakonische Werk Bamberg-Forchheim in der Sozialpsychatrie auf dem Zeilberg tätig. Derzeit leitet sie das zehnköpfige Team des ambulant betreuten Wohnens für den Bereich Maroldsweisach und Ebern. Außerdem ist Heidi Müller-Gärtner CSU-Kreisrätin und zweite Bürgermeisterin in Maroldsweisach.

Dabei war auch Franziska Müller von der IG-Metall in Schweinfurt. Die gelernte Elektronikerin ist in der dortigen Geschäftsstelle Gewerkschaftssekretärin. Zuvor hatte sie sich im Qualitätswesen weitergebildet, parallel gewerkschaftlich engagiert und ist 2016 ins Hauptamt gewechselt.

Margit Pickel-Schmitt ist Kreissprecherin von Bündnis 90/ Die Grünen und vertrat die parlamentarische Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Manuela Rottmann, die kurzfristig nach Berlin musste. Margit Pickel-Schmitt bringt auch die Perspektive einer Angestellten aus dem Gesundheitswesen mit. Sie ist verrentete medizinische Fachangestellte und seit Dezember 2019 Mitglied bei den Grünen.

Und schließlich, der einzige Mann im Bunde, Rudi Reinhart ist Betriebsseelsorger und Gemeindereferent. Ursprünglich beim Bundesgrenzschutz gelernt, hat er über den dritten Bildungsweg ein Theologiestudium absolviert und dann die Ausbildung zum Gemeindereferenten gemacht. Außerdem ist Rudi Reinhart als Religionslehrer und Altenheimseelsorger tätig.

Bei den Inhalten des Films konnte Franziska Müller mitfühlen. Auch sie musste sich schon sexistische Bemerkungen im Berufsleben gefallen lassen. Margit Pickel-Schmitt imponierte das Interview mit Rita Süßmuth in dem Film und ihr politischer, hart erkämpfter Werdegang. Staatssekretärin Sabine Dittmar fühlt sich in ihre politische Anfangszeit zurückversetzt, als Waltraud Schoppe und Hildegard Hamm-Brücher auf der Leinwand von ihren Erlebnissen erzählten. Gute Politik gehe nur gemeinsam mit mehr Frauen, resümierte Rudi Reinhart und Ute Hauck erzählte, dass ihre beruflich aufstrebende, junge Tochter manchmal Zweifel habe, Beruf und Familie zu vereinbaren. Respekt allen Frauen gegenüber zollte Heidi Müller-Gärtner, die den Missmut so mancher männlicher Bürger am eigenen Leib erfuhr. Im Jahr 2020 war sie Bürgermeisterkandidatin in Maroldsweisach und erntete zumindest einen hohen Achtungserfolg mit rund 46 Prozent gegen den amtierenden Bürgermeister. Dennoch gab es im Vorfeld anonyme Drohungen, sich als Frau aus der Kommunalpolitik herauszuhalten.

Ute Hauck erzählte vom eigenen Betrieb, in dem schon einige Frauen in Führungspositionen sind. Auch habe der "Girls Day" unheimlich viel gebracht, von insgesamt 114 Mitarbeitern seien inzwischen schon mit 67 weit über die Hälfte weiblich.

Rudi Reinhart unterstützt die Initiative Maria 2.0 und hofft, dass diese noch stärker werde. Es fehle die weiblich Rolle in Führungspsitionen der Kirche. "Frauen haben manchmal weniger Selbstwertgefühl", empfindet Heidi Müller-Gärtner, wenn sie Bekannte zur politischen Arbeit motivieren will. Für sie selber gelte der Spruch "Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weitergehen" nach der verlorenen Bürgermeisterwahl. Auch um den Posten als zweite Bürgermeisterin habe sie kämpfen müssen. Desto erfreulich ist es für die Maroldsweisacherin, dass ihr Ehemann sofort zusagte, seinen Hauptberuf um die Hälfte zu reduzieren und sich um Haus und Kinder zu kümmern, wenn sie hauptamtliche Bürgermeisterin werde.

Den Zuwachs an Machtfülle als Staatssekretärin sieht Sabine Dittmar gar nicht als solche an. Schließlich entscheide immer noch das Parlament über Gesetze. Hier sieht sich die Maßbacherin auch in einem Spannungsfeld als gleichzeitige Bundestagabgeordnete.

"Ich möchte gerne ein Friedensengel sein, der Putins Unsinn beendet", sagte Sabine Dittmar auf die Frage an alle Podiumsgäste gleichzeitig, welches Amt sie wählen würden, wenn sie sich etwas wünschen dürften. In die katholische Kirche "reinfunken" und einiges ändern würde gerne Margit Pickel-Schmitt. Ähnlich geht es Rudi Reinhart, der gerne das Amt des Papstes mit seiner Frau teilen würde, um so mehr Frauen an verantwortungsvolle Positionen zu bringen. Als Kanzlerin "in Teilzeit" würde sich Franziska Müller sehen, um "alle Welt zu zeigen, dass man auch in halber Arbeitszeit etwas bewirken könne". Heidi Müller-Gärtner bleibt dagegen bei ihrem Lieblingsfeld der Kommunalpolitik und wünscht sich immer noch erste Bürgermeisterin ihres Heimatortes zu werden.

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