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Sorry we missed you - Themenkino mit Gespräch

09. April 2025
Foto: Stefan Heilmann

Am Dienstag, den 25.03. luden der KAB Kreisverband Haßberge und der DGB Kreisverband ins Capitol-Kino Zeil zum Filmabend mit anschließender Podiumsdiskussion ein. Gezeigt wurde der Spielfilm „Sorry We Missed You“, der die schwierigen und unsicheren Arbeitsverhältnisse von Mitarbeitenden in der Paket-Zustell-Industrie aufgreift und diese mit ihrer gnadenlosen Brutalität aufzeigt.

 Als sachverständiger Gast war Tiny Hobbs, Vorsitzender des Ver.di Bezirksfachbereichs „Postdienst, Spedition und Logistik“, der 2023 als Sprecher von streikenden LKW-Fahrern nationale Bekanntheit erlangte, eingeladen.
Rudi Reinhart, Betriebsseelsorger im Landkreis, führte in den Film ein. Es ist bekannt, dass sich seit Corona immer mehr Menschen Waren nach Hause liefern lassen. Das ist sehr bequem, aber es geht auf Kosten der Paketboten, deren Arbeitsbedingungen in den meisten Fällen miserabel sind. So befördert ein Paketbote pro Tag ca. 2 Tonnen. Circa die Hälfte aller Paketboten arbeiten in Subunternehmen, in denen es keinen Betriebsrat gibt und Arbeitsrechte mit Füßen getreten wird.

In der anschließenden offenen Fragerunde, moderiert durch Rudi Reinhart, konnte Hobbs dem Publikum mit seiner umfassenden Expertise tiefe Einblicke ins Paket-Business geben. Er bezeichnete den Film als sehr realistisch. Welche Betroffenheit und Wirkung der Film erzeugte, zeigte sich an Äußerungen des Publikums wie: „Diese Realität ist das Scheußlichste, was ich seit langem gesehen habe.“ Einen Impuls, wonach die Anzahl der außereuropäischen Beschäftigten zunehme, bestätige Hobbs und führte ein Beispiel von Fahrern aus Simbabwe mit einem Tageslohn von 30 € an. In solchen Fällen kann man wohl kaum von fairen Arbeitsbedingungen sprechen. Außerdem erhöht es nur den Druck auf alle Beschäftigen in dieser Branche.
Eine Lanze brach Hobbs für die Deutsche Post AG, welche der einzige Arbeitgeber im Paket-Zustell-Dienst Sektor sei, der flächendeckend Betriebsräte habe und seine Angestellten auch nach Tarif entlohne.
Hobbs erwähnte unter anderem die Initiative „Faires Paket“ der KAB, welche sich für eine Begrenzung von Paketen auf 20 kg ausspricht - aktuell seien 31 kg das Maximalgewicht für Pakete in Deutschland. Er hob auch den Verein „Sozialmaut“, welcher 1 Cent pro gefahrenem Kilometer für die Einrichtung kostenfreier und akzeptabler Sozialräume für LKW-Fahrer an Autobahnen fordere, hervor.
Laut Hobbs ist eine Veränderung bzgl. der Arbeitsbedingungen für Paketzusteller nur möglich, wenn ein gesamtgesellschaftliches Verständnis für die Problematik erreicht werden könne. Dieser Abend trug im Landkreis Haßberge dazu bei.

(Pressemitteilung DGB Haßberge)

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