Trotz alledem - und noch viel mehr!
Im Jahr 2021 haben sich Bürgerinnen und Bürger auch in der KAB für ein besseres Zusammenleben eingesetzt. In Nachbarschaftshilfen der Ortsverbände, mit spirituellen Impulsen, kreativen Togo-Festen und bei vielen anderen Gelegenheiten. Auch im Rahmen der Gremien vom Orts- und Kreisverband, dem Diözesantag und den Delegationen auf dem Bundesverbandstag. In Veranstaltungen, Projekten und Aktionen von der Picknickdecke zum Sonntagsschutz über Maßnahmen der Familienbildung bis zum Experiment der "Open-Sozial" als eine neue "Plattform für soziales Engagement im Landkreis Miltenberg".
Es ist bemerkenswert wie viel Kreativität und Phantasie, wie viel Kraft und Ausdauer in dieser Vielfalt des Engagements liegt. Auch jenseits der KAB war viel los. Freilich verlies manche politische Auseinandersetzung den Boden gemeinsamer Erkenntnisfähigkeit und Würde. So lange wir uns aber im Rahmen der demokratisch legitimierten Regeln und im Wertekanon des Grundgesetzes bewegen, ist auch die strittige Vielfalt des Engagements genau das, was eine lebendige Öffentlichkeit braucht - selbst wenn wir uns dabei manchmal auf die Füße treten.
Resignation wahrnehmen - Menschlichkeit befördern
Sicher ist zu vieles abgesagt und eingestellt worden. Bildungsveranstaltungen fielen zum Teil alternativlos aus. Feste, Treffs und Mitgliederversammlungen blieben vielfach stillgelegt, ohne dass Freiluftvarianten geprüft oder digitale Vermittlung versucht wurde. Aber auch die praktizierten Videoangebote von Bildung und Spiritualität waren nicht für alle der passende Ersatz.
Und trotz alledem: Das öffentliche Leben hat sich immer wieder zurück gemeldet, auch mit der KAB. Im kurzen Corona-Sommer nahmen wir jeden Gelegenheit der Geselligkeit dankbar auf und haben unsere Picknickdecken öffentlich präsentiert. Bis in den Advent hinein gab es Familienwochenenden und Seminare für Betriebsräte. Die Hilfsbereitschaft der Nachbarschaftshilfen überstieg bei weitem den Bedarf. Insgeamt übernahmen zahlreiche Menschen Verantwortung für die Wegfindung in einer unübersichtlichen Situation, ob in kommunalen Zusammenhang, in den pastoralen Räumen oder in der öffentlichen Debatte. Die übergroße Mehrheit suchte die Menschlichkeit auch in schweren Zeiten und viele engagierte Bürgerinnen und Bürger haben uns immer wieder über die Probleme hinweg geholfen - auch durch Aktivitäten im Rahmen der KAB.
Traditionen bewahren - Neues wagen
Wenn wir diese Situation wahrnehmen und den Blick in die Zukunft richten stellen wir fest wie wertvoll es ist, dass es lange gewachsene Traditionen des sozialen Engagements gibt. Wir dürfen daran glauben, dass die alte Sehnsucht nach Geselligkeit größer ist als die neue Kultur der Einsamkeit. Wir können hoffen, dass die Vorstände und Macherinnen, die Helferinnen und Helfer wieder lustvoll anpacken, wenn es endlich wieder möglich sein wird. Bestimmt wird der vitale Lebensimpuls nach Gemeinschaft vieles von dem was eingeschlafen scheint wieder wachküssen.
Zugleich klingt es doch gehörig in den Ohren, dass das wohl nicht für alle Traditionsaktivitäten gilt. Viele Bürgerinnen und Bürger nehmen ganz intuitiv die Unterbrechung zum Anlass, ihren Kalender und ihre Freizeit neu zu sortieren. Es ist eben leichter nicht mehr zurück zu kommen als von sich aus aufzuhören. Das sprüen Vereine, Verbände, Kirchen und Parteien gleichermaßen. Insofern müssen wir schon davon ausgehen, dass das öffentliche Leben im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie beträchtliche Lücken aufweisen wird. Auch in der KAB werden wir das spüren. In diesem Sinne hat die KAB-Initiative sozial & gerecht mit der "Open-Sozial" einen Beitrag geleistet, um z. B. die Menschen im Landkreis Miltenberg für neues soziales Engagement zu werben. In diesem Sinne hat die darin entstandene Themengruppen "Ehrenamt" recht, wenn sie Überlegungen zu einem "Vereins-Coaching" für die Zeit nach der Pandemie anregt. Wahrscheinlich brauchen wir an vielen Orten und nicht zuletzt in der KAB neue Ideen, damit die Bürgerinnen und Bürger nicht nur die Gelegenheit zum Rückzug wahrnehmen, sondern auch den Impuls erhalten, neue Erlebnisse des Gemeinsinns zu schaffen.
Projekte umsetzen - Nachhaltigkeit schaffen
Wir dürfen also gespannt sein, was wir als Gemeinschaft der Bürgerinnen und Bürger aus der Situation machen. Ein paar weitere Impulse kommen aus den Themengruppen der Open-Sozial und seien hier zitiert:
- Zum Thema "Corona" wird uns empfohlen öffenltiche Begegnungs-Formate des "Zuhörens" zur organisieren.
- Im "Ehrenamt" soll nicht nur ein Coaching angeregt, sondern auch ein "Ehrenamts-TÜV" für Kommunen und Vereine (vielleicht auch für uns Bürgerinnen und Bürger ;-) weiterhelfen.
- Der Zugang zu einer gesunden und regional gewachsenen "Ernährung" kann durch eine entsprechende Modellveranstaltung angeregt werden.
- Die Bedingungen der professionellen "Pflege" muss politisch verbessert werden und der Übergang in die private Pflege kann nur vernetzt geschehen.
- Die "Digitalisierung" ist einerseits barrierefrei auszubauen und andererseits in der privaten Handlungsfähigkeit abzusichern.
- Die "Integration" von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen braucht einen verlässlichen Zugang zu Räumen und professioneller Unterstützung.
Diese Ansätze sind sicher nur eine kleine Auswahl an Notwendigkeiten für ein besseres Zusammenleben. Dennoch sind sie genau so, richtig und wichtig. Sie ergänzen das öffentliche Leben und verknüpfen sich zum Beispiel mit Projekten in der KAB, mit dem Kreisjugendring, der Caritas oder anderen Vereinen. Begeisternd ist die Ernsthaftigkeit die in allen Gruppen zu spüren war. Hinzu kommt der Schwung mit dem viele Engagierte im kommenden Jahr 2022 tatsächlich ihre Ziele gemeinschaftlich realisieren wollen. In diesem Sinne bleibt die Frage wichtig, wie es gelingt, aus derartigen Projekten heraus ein Modell zu erschaffen, um immer wiederkehrende Implse für soziales Engagement zu generieren. Auch das bleibt eine Aufgabe!