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Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl – Das Interesse war groß an der Podiumsdiskussion, die von der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) der Region Aschaffenburg zur Bundestagswahl am 14. September veranstaltet wurde. Über 150 Teilnehmer waren in den großen Saal des Martinushauses gekommen, um zu hören, was die Bundestags-Kandidaten zu den von den Organisatoren vorbereiteten Themenblöcken zu sagen haben. Eingeladen waren nach den Worten Herbert Ergler, der Mitglied im Kreisverbands-Leitungsteam Aschaffenburg Stadt und Land ist, "die aus unserer Sicht wichtigsten Vertreter der politischen Parteien in unserer Region".

Er begrüßte auf dem Podium die Bundestagsabgeordnete Andrea Lindholz (CSU) und die Kandidaten Alexander Mosca Spatz (SPD), Niklas Wagener (Grüne), Georg Liebl (die Linke), Karsten Klein (FDP) und Bernhard Schmitt (ÖDP). Moderiert wurden die am Ende rund 150 Gesprächsminuten vom Chefredakteur des Main-Echos Martin Schwarzkopf.Die Diskussion orientierte sich an Themen, mit denen sich der kirchliche Verband auch beschäftigt, wenn gerade keine Bundestagswahlen sind. Es ging um die Zukunft der Arbeit im Zeitalter der Digitalisierung, um die Familienpolitik, die Rentenpolitik und die Frage der Migration. Mit Statements wurde der Stand der Diskussion in der KAB zu diesen Fragen vorgetragen, danach sollten die Politiker darauf reagieren. Dabei war es zeitweise schwierig, die unterschiedlichen Positionen herauszuhören.
Große Einigkeit herrschte beispielsweise darin, dass Erziehungszeiten noch besser auf die Rente anzurechnen sind oder das Schulen besser mit digitaler Technik auszustatten sind. Wie das dann alles gehen soll konnte aufgrund des engen Zeitrahmens meist nur angedeutet werden. Doch immer wieder blitzten kurze Diskussionen auf. Da provozierte CSU'lerin Lindholz beim Gespräch über die Förderung junger Familien damit, dass das Müttergeld von den anderen Parteien schlecht geredet worden sei. SPD'ler Spatz konterte, dass erst die ausreichente Schaffung von Kindertagesstätten den Eltern eine wirklich Wahl lässt, ob man zur Erziehung zur Hause bleibt oder das Kind in eine Einrichtung gibt. Der Grünen-Kandidat Wagener betonte, dass sich seine Partei nicht in die gelebten Familienbilder einmischen will.
Beim Rentenmodell "Cappuccino", das die KAB schon seit Jahren in die politische Diskussion einbringt, reichten die Reaktionen vom "Langt nicht" der Linken über das "Ja, aber" der CSU bis zum "Haben wir in unser Programm aufgenommen" der ÖDP. Unmut war im Publikum deutlich zu spüren, als KAB'ler Robert Reisert anhand einer Beispielrechnung die zu erwartende Rente eines Arbeiters aus Alzenau vorlegte. Der hat nach 45 Jahren Erwerbstätigkeit, in der er allerdings nach einer Firmenpleite 11 Monate arbeitslos war, eine Rente von 785 € im Monat zu erwarten. Hier waren sich wieder alle politischen Vertreter einig, dass dieser Zustand nicht hinnehmbar ist. Hier äußern die SPD, ÖDP und die Linke klar, dass die gesetzliche Rente so sein sollte, dass keine weiteren Zusätze mehr notwendig sind während CSU und FDP stärker auf die private Altersvorsorge setzen.
Emotional wurde es beim Thema "Migration", dass unweigerlich auch zur Frage der von der CSU geforderten "Obergrenze" führte und als nach einer Nachfrage eines Kurden aus dem Publikum der ÖDP-Vertreter Schmidt den Umgang der Bundesregierung mit Waffenlieferungen anprangerte.

Der Abend bot eine gute Gelegenheit, sich von den regionalen Bundestagskandidaten einen persönlichen Eindruck zu machen. Die teilweise sehr komplexen Themen litten aufgrund der Zeitbeschränkung und der großen Anzahl von Podiumsteilnehmern etwas unter den geforderten knappen Antworten. Doch die souveräne Moderation durch Main-Echo-Chefredakteur Schwarzkopf half, nicht den Faden zu verlieren. Auf seine abschließende Frage an die Runde, wie sich denn die Arbeit der Bundestagsabgeordneten unter der Zukunftsvision "Arbeit 4.0" verändern wird, herrschte zumindest in einem Punkt Einigkeit:  Auch und trotz aller neuen Techniken müssen sich auch in Zukunft die Menschen im realen Leben zusammen setzen und Dinge besprechen. Und genau das hat die KAB auch mit dieser Veranstaltung ermöglicht.

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