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Mensch contra Kapital?

Bürgerforum der KAB zur Bundestagswahl – Aschaffenburg: Immer noch mehr Stühle mussten die Mitarbeiter der Katholischen Arbeitnehmerbewegung Aschaffenburg (KAB) in das Foyer des Martinushauses bringen, denn das Interesse war groß an deren Bürgerforum mit Bundestagskandidaten der großen Fraktionen.

Den knapp 100 Besuchern ging es vor allem um die Frage, wie die Politik mit der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise umgehen wollen. Dabei stand für den kirchlichen Arbeitnehmer-Verband ganz klar die Frage im Vordergrund, ob das Kapital wichtiger sei als der Mensch.
Christine Scheel (Bündnis 90 / Grüne) und Norbert Geis (CSU) konnten bei der Diskussion aus der Sicht ihrer Arbeit als Abgeordneten argumentieren. Dr, Helmut Kaltenhauser (FDP), Andreas Parr (SPD) und Reinhold Rickert (Die Linke) bewerben sich am 27. September erstmals um einen Sitz im Berliner Reichstag. Das Eröffnungsreferat hielt Dr. Georg Schütz, der stellvertretende Diözesanvorsitzende der KAB. Darin bezeichnete er die gegenwärtige Situation als eine allgemeine Systemkrise der Menschheit, die auch zu einer Sinn- und Glaubenskrise geführt hätte. „Ethik und Moral sind weggerutscht“ behauptete Schütz und machte dies an Problemen wie Mobbing, Unterdrückung und Ausgrenzung am Arbeitsplatz oder dem Volkssport Steuerhinterziehung fest. Schütz forderte die Ausrichtung wirtschaftlichen Handelns an ethischen Zielen. Er brachte dazu die katholische Soziallehre ins Spiel, die mit ihren Prinzipien der Personalität, der Solidarität und der Eigen- und Hilfeleistung zu den sozialen Fragen der Menschen Stellung nimmt.
In der Diskussion wurden daraus eine Menge von Fragestellungen, die angesichts der zur Verfügung stehenden Zeit und der Menge der vertretenen Parteien kaum zu bewältigen waren. Zum Teil ging es um ganz Generelles, wie etwa die Frage, was die Politiker in der Vergangenheit angesichts der Krise falsch gemacht hätten oder ob der Bundestag im Zeitalter der Globalisierung überhaupt noch die Macht hat, etwas zu bewirken. Doch es gab auch ganz konkrete Fragen, zum Beispiel wie die Parteien zur Leiharbeit oder zu den Ladenöffnungszeiten stehen.
Nicht gut an kam bei den Zuhörern das im politischen Alltag der Abgeordneten eingeübte gegenseitige in die Schuhe schieben von Schuldfragen. Auf diesem Feld taten sich vor allem die beiden Politprofis Geis und Scheel hervor. Das vor allem auf dem Feld der weltweiten Regulierungsmaßnahmen noch viel passieren muss, war Konsens untern den Podiumsteilnehmern. Dabei warnten allerdings der CSU- und vor allem der FDP-Teilnehmer vor zu viel Regulierung. Christine Scheel wies darauf hin, dass sich einiges auch auf nationaler Ebene regeln ließe, zum Beispiel die Frage der Bankenaufsicht oder die steuerliche Absetzung von Boni-Zahlungen. Norbert Geis setzt dagegen mehr auf internationale Regeln. „Was jetzt passiert ist, darf sich die Weltwirtschaft nicht mehr leisten“, so sein das Fazit.
Je konkreter die Fragen waren, desto schwammiger wurden allerdings die Politiker-Antworten. Auf die Frage einer Harz IV – Empfängerin, wie sich anwesenden die Politiker denn mit 4,30 Euro täglich gesund ernähren würden, hatte zum Beispiel keiner eine klare Antwort. Der SPDler Andreas Parr konnte in diesem Zusammenhang seine Forderung nach einem angemessenen Mindestlohn unterstreichen. Damit hatte er sowohl die GRÜNEN als auch DIE LINKE an seiner Seite, während der FDP auf ein Bürgergeld setzt und die CSU die Position der Tarifparteien dadurch geschwächt sieht.
Das etwas geschehen muss, um die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland nicht noch größer werden zu lassen, wurde von einer nachdenklich machenden Bemerkung des Aschaffenburger Betriebsseelsorgers Ludwig Stauner unterstrichen. Er beobachte in seinen Gesprächen mit Langzeitarbeitslosen und bei seinen Kontakten in den Betrieben, dass die Stimmen zunehmend deutlicher und radikaler werden. "Den zweifelhaften Spruch: 'Sozial ist, was Arbeit schafft' teile ich nicht", so der Seelsorger in der Diskussion. 
Auch wenn die Diskussion sich manchmal in Kleinigkeiten oder Allgemeinplätzen verrannte, war doch unter den Zuhörern eine hohe Konzentration zu spüren. Offensichtlich wurden Themen angesprochen, die sie existenziell berühren. Der KAB-Referent und Moderator des Abends Ralph Stapp konnte nach zweieinhalb Stunden im Blick auf viele offen gebliebene Fragen noch auf die Aktion „Rettungsschirm für Deutschland - Denkzettel für die Politik“ hinweisen. Hier würden die schriftlich festgehaltenen Fragen von der KAB gebündelt und an die Politik weitergeleitet. Außerdem nutzten viele der Anwesenden im Anschluss an die Veranstaltung die Möglichkeit, mit den Kandidaten persönlich ins Gespräch zu kommen.

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