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Liberale Ladenschlusszeiten in Berlin

KAB, Famlienbund und CAJ – gegen den "Tanz ums goldene Kalb"

Seit die Zuständigkeit für den Ladenschluss im Jahr 2006 auf die Länder übergegangen ist, nimmt in Deutschland die Sonntagsarbeit nachweislich Jahr für Jahr zu. Hier wie in vielen anderen europäischen Ländern ist eine stetige Ökonomisierung des Sonntags zu beobachten. Der Sonntag ist jedoch mehr als nur ein freier Tag. Er hat eine zentrale Bedeutung für Mensch und Familie, für das kulturelle und religiöse Leben, für eine gesunde und soziale Arbeitswelt. Ohne Sonntage, gibt es nur noch Werktage.

Die ursprüngliche Arbeitszeitrichtlinie (93/104/EG über bestimmte Aspekte der Arbeitszeitgestaltung (ABI, Nr. I. 307, S. 18) vom 23. November 1993 sah in Art. 5 vor, dass die wöchentliche Mindestruhezeit „grundsätzlich den Sonntag einschließt“.

Mehr als an jedem anderen Tag in der Woche dient ein freier Sonntag der Vereinbarkeit von Familie- und Berufsleben. Da Kindergärten, Schulen und Universitäten sonntags regelmäßig geschlossen sind, können Eltern und Kinder Zeit miteinander verbringen. Der Sonntag ist überdies nach europäischem Recht der wöchentliche Ruhetag für Kinder und Heranwachsende (Artikel 10 der Richtlinie 94/33/EG, Amtsblatt L 216, S 12). Wenn der Vater seinen wöchentlichen Ruhetag am Montag hat, die Mutter am Mittwoch und die Kinder am Sonntag, wird eine Situation geschaffen, die dem Grundgesetz (vgl. Art. 6.1) zum Schutz für Ehe und Familie widerspricht.

Für viele Europäer – nicht nur Christen – eröffnet der Sonntag die Gelegenheit, eine Weile innezuhalten und sich der fundamentalen Fragen des Lebens bewusst zu werden. Wer bin ich? Wohin gehe ich? Welche Ziele möchte ich erreichen? Menschen brauchen Zeit für das, was nicht in ökonomischen Maßstäben berechnet, gemessen oder ausgedrückt werden kann. Der Sonntag ist daher von überragender Bedeutung für die Aufrechterhaltung europaweiter Freundschaften und sozialer Bande.

Eine von der Generaldirektion SANCO (GD Gesundheit und Verbraucherschutz) am 13. Juni 2008 veröffentlichte Studie stellt fest, dass der freie Sonntag in engem Zusammenhang mit der Gesundheit der Arbeitnehmer steht. Nach einer Erhebung vom EUROFOUND (Lebens- und Arbeitsbedingungen in Europa) ist die Wahrscheinlichkeit von Krankheits- und Abwesenheitsproblemen in Unternehmen, die samstags und sonntags arbeiten, 1.3 mal höher als in Unternehmen, die ihren Mitarbeitern keine Wochenendarbeitszeit abverlangen.

Die Sonntagsruhe ist eine bedeutende Errungenschaft der menschlichen Gesellschaft und Kultur, die es zu wahren und zu verteidigen gilt. Arbeitsleistungen am Sonntag sind nur dort vertretbar, wo es um Leben, Gesundheit der Bevölkerung oder die Befriedigung dringender gesellschaftlicher Bedürfnisse geht.

Wir sind auf dem Weg in eine „totale Dienstleistungsgesellschaft“ in der jeder Zeit jedem alles zur Verfügung stehen muss. Wo jedoch Konsum und Umsatz die zentralen Werte sind, verkommt unsere Kultur zu einem „Tanz um das goldene Kalb“.

Es mangelt uns also nicht an Wissen, sondern am Willen diese Erkenntnisse in die Tat umzusetzen.

Erdmann Theresia
stellvertr. Diözesanvorsitzende KAB – Katholische Arbeitnehmer-Bewegung
Sprecherin der AG Familie des KAB Diözesanverbandes Würzburg e.V.

Michael Kroschewski
Diözesanvorsitzender Familienbund der Katholiken (fdk)

Steffen Heppt und Benjamin Schmitt
CAJ - Christliche Arbeiterjugend Diözesanverband Würzburg

Würzburg/Aschaffenburg, 24. Juni 2009

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