Kurze Freude, lange Reue?
Um zu verdeutlichen, welche Folgen diese – kurzfristig betrachtet oft gewünschten und hilfreichen Erwerbsformen – langfristig haben, war Dr. Christina Boll, Forschungsdirektorin am Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut zum Vortrag eingeladen.
Im Fokus stand der Vergleich der Einkommens- und Rentenunterschiede, also der Pay-Gap und Pension-Gap zwischen Frauen in Vollzeit ohne Unterbrechungen und Frauen mit Unterbrechungen und Teilzeitphasen. Nicht nur die fehlende geleistete Arbeitszeit schlägt sich da monetär zu Buche: geringere Weiterbildungschancen, Verlust des sogenannten Humankapitals und gesunkene Wertschätzungen können nicht mehr wettgemacht werden.
Studien zeigen zudem, dass Teilzeit und insbesondere die geringfügige Beschäftigung einen Klebeeffekt haben: meist verharren Frauen darin, auch wenn die Kinder größer sind – im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern.
Ein Aspekt, der häufig vernachlässigt wird, ist der der unfreiwilligen Teilzeit. Hiervon berichtete in der anschließenden Diskussion Susanne Neubauer, verdi-Gewerkschaftssekretärin: „Im Gesundheitsbereich und Handel arbeitet der Großteil der Frauen in Teilzeit und geringfügiger Beschäftigung. Viele Arbeitgeber kennen den Wunsch nach einer Vollzeitbeschäftigung und sind sehr kreativ darin, sich dies zu Nutze zu machen.“
„Das, was wir heute gesellschaftlich vorfinden, entspricht den Wünschen vorheriger Generationen. Und am oberen Rand ist bereits vieles im Fluss,“ so Christina Boll. Dies bestätigten auch die jüngeren Gäste. „In Würzburg haben sich die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder vom ersten Lebensjahr bis zur Einschulung gravierend verbessert. Problematisch für das Berufsleben wird es wieder – genau wie in den Statistiken für Westdeutschland zu ersehen – mit Beginn der Grundschulzeit, so Stephanie Böhm von der Akademie Frankenwarte, die die Diskussionsrunde moderierte.
Und welche Wünsche haben Männer? Ein junger Student erklärte, dass ein Rollenwandel überfällig, aber auch schon längst in Gang gekommen sei. „Und was bedeutet dies alles für Kinder?“ Die Bedürfnisse von Kindern nicht außer Acht zu lassen, liegt gerade auch Evelyn Bausch von der KAB und EPD-Bündnispartnerin, am Herzen. Neben persönlichen Erfahrungen von Gästen gaben hierüber auch Studien Aufschluss: Geht es den Eltern gut, dann auch den Kindern – ließe sich dies verkürzt auf den Punkt bringen.
Wahlfreiheit und vielfältige Angebote sind nötig, um persönlichen Wünschen und ökonomischen Bedingungen gerecht zu werden. Und hierbei ist unsere Gesellschaft als Ganzes und die Politik gefragt: „Gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen können gestaltet werden. Wir müssen noch viel stärker mobilisieren, damit der Wandel voran schreitet“, so die Landkreis-Gleichstellungsbeauftrage Gabriele Rottmann-Heidenreich.
Im Landratsamt findet am 2. April auch schon die nächste EPD-Veranstaltung statt zum Thema: Minijob für Mama – Karriere für Papa? Neue Wege der Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern“ (Anmeldung und Infos bei:
(Stephanie Böhm)
Besondere Termine
- Sorry we missed you - Themenkino mit Gespräch (25. März 2025 19:00)
- Regionalkonferenz in Würzburg (02. April 2025 19:00)
- Regionalkonferenz in Aschaffenburg (08. April 2025 19:00)
- Regionalkonferenz in Schweinfurt (09. April 2025 19:00)
- Geschlechter-Geschichten (01. Mai 2025 14:30)