Was kommt nach den schwarzen Zahlen?
In der Klosterschänke Engelberg (Großheubach / Kreis Miltenberg) war das Podium mit einer Kauffrau und zwei Kaufmännern scheinbar harmonisch besetzt. So waren sich Pater Claus Scheifele (Franziskanerkonvent Engelberg), Martina Römmelt-Fella (Energiegenossenschaft Untermain) und Dr. Michael Wenzel (Reis Group und Stiftung „Hilfe in Not“) in der Einstiegsrunde einig: „Natürlich ist jedes Unternehmen nur überlebensfähig, wenn schwarze Zahlen geschrieben werden“. Welche Orientierung danach für die Wirtschaftstätigkeit von Bedeutung ist, blieb indess strittig. Im Dialog mit dem zahlreichen Publikum schälte sich heraus, dass Dr. Wenzel deutlich für einen Abbau von Regulierungen eintritt und stattdessen „die Eigenverantwortung von Bürgern und Unternehmen“ gestärkt sehen will. Wobei er die Eigenverantwortung auch darauf bezog, sich mit einem sozialen Engagement in die Gesellschaft einzubringen. Dagegen thematisierte Frau Römmelt-Fella die Steuerkultur im Lande, denn „wenn alle großen Unternehmen ordnungsgemäß und ohne Ausnahme ihre Steuern zahlen würden, müsste nicht die gesamte Steuerlast vom Mittelstand und den Arbeitnehmern getragen werden.“ Dabei ergänzte auch sie diese Perspektive mit der Anforderung an alle Bürger, die eigene Verantwortung beim Einkauf von Waren und Dienstleistungen entsprechend wahr zu nehmen und an die nächsten Generationen zu denken. Auf die Publikumsfrage nach der Umsetzung eines „unbedingten Grundeinkommens für alle“ empfahl Pater Claus die franziskanische Lebensweise als Vorbild. Damit machte er erkennbar, dass solche Experimente nicht zwingend durch staatliche Regelungen eingeführt werden müssen: „Die Bürger können sich selbst und jederzeit zu freiwilligen Solidargemeinschaften zusammenschließen“. Stefan Picard kommentierte diese Diskussionen als Künstler und Liedermacher mit nachdenklichen Melodien und Texten, die das „Lebensglück eines ganzen Lebens“ als Orientierungspunkt für das persönliche und gesellschaftliche Wirtschaftshandeln setzten.
Ganz dieser Perspektive verpflichtet wurden Wirtschaftsmodelle, die auf kurzfristige Finanzergebnisse setzen insgesamt kritisch bewertet. Die mehrheitlichen Wortmeldungen aus dem Publikum wie auch die Podiumsteilnehmer stellten hier eine Orientierungen an den Grundbedürfnissen der Menschen und langfristige Unternehmensstrategien vor die Interessen der Finanzindustrie. So ist es für die Reis Group wichtig verschiedene Marktbereiche zu bedienen, „auch wenn sie rein betriebswirtschaftlich gesehen nicht alle gleichermaßen gut laufen“. Das Prinzip der Genossenschaft setzt beim Thema Energie nicht nur darauf möglichst viel Kapital zu sammeln, sondern „die Menschen vor Ort mit ihren Ideen einzubinden“. Dazu gehöre auch, dass die Verantwortung, zum Beispiel für die Energieversorgung, aus großen anonymen Strukturen zurück in die Verantwortung der Verbraucher geholt wird. Auch wenn Pater Claus schon manchen Betrieb in Trägerschaft des Franziskanerordens saniert hat, so empfiehlt er „das kirchliche Modell, von der Sorge um Leib und Seele“ auch als gesellschaftlichen Orientierungsrahmen. Eben diese Suche nach Ausgleich und Balance war es, die das gesamte EngelbergGespräch durchzog und politische wie persönliche Konsequenzen forderte. Für einen Abend wurde sie gefunden in geistreichen Diskussionsbeiträgen, durchwoben von nachdenklichen Liedern und geerdet bei Brot, Bier und Wasser in der Klosterschänke auf dem Engelberg zu Großheubach.
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