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Prof. Heribert Prantl referierte über Populismus

Auf Einladung der katholischen Erwachsenenverbände referierte Prof. Prantl über Populismus

Das Wort, lässt sich unschwer feststellen, wird aktuell inflationär benutzt: „Populist!“ Sarah Wagenknecht gilt als Populistin, Gregor Gysi erhielt das Etikett ebenso wie AfD-Mann Björn Höcke. Warum es gefährlich ist, den Ausdruck „Populismus“ derart „auszuleiern“, legte der Münchner Journalist und Publizist Heribert Prantl im Kolping-Center Mainfranken dar. Katholische Einrichtungen und Verbände im Bistum hatten zu der Veranstaltung unter dem Titel „Dem Volk aufs Maul geschaut“ eingeladen.

Aktuell weiß man nicht, wohin die Dinge treiben. Eben das macht unsere Zeit so anfällig für das, was landläufig unter den Begriff „Populismus“ gefasst wird. „Es gibt ein Gefühl existenzieller Unsicherheit“, konstatiert Prantl. Der Glaube daran, dass sich Demokratie und Rechtstaatlichkeit immer weiterentwickeln, beginnt zu bröckeln, denn Menschen wie Viktor Orbán, Donald Trump, Marine Le Pen oder Recep Tayyip Erdogan „saugten“ bisherige Grundgewissheiten weg. „Die Welt wird bodenlos, das Gefühl greift um sich, einem Sog der Fremdbestimmung ausgesetzt zu sein“, so der Leitartikler der Süddeutschen Zeitung: „Diese Grundhaltung spüre ich auch in meiner Redaktion.“

Etwas verändern zu wollen, erscheint als aussichtsloser Versuch. Eben diese um sich greifende Apathie ist für Prantl „gefährlicher“ als der populistische Extremismus. Man dürfe sich nicht einschüchtern lassen, dürfe nicht resignieren. „Das ist die allerschlimmste Haltung“, betonte Prantl unter Applaus im vollbesetzten Veranstaltungsraum der Kolping-Akademie. Alle Christen, aber auch die Institution Kirche als solche seien aufgerufen, sich „populistisch“, also so, dass es auch einfache Leute verstehen, für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen. Hier geschehe viel zu wenig, prangerte das Kolping-Mitglied an.

Prantl selbst fühlt sich nicht auf den Schlips getreten, wenn jemand ihn als „Populist“ bezeichnet. Der Begriff ist in seiner persönlichen Interpretation ganz und gar nicht verletzend. Populistisch zu reden, heiße vielmehr, plakativ für die gute Sache zu werben. „Ich bin auch ein Populist, und zwar ein populistischer Europäer, ein populistischer Demokrat und ein populistischer Rechtsstaatler“, so der Jurist, der 2017 das Buch „Gebrauchsanweisung für Populisten“ veröffentlicht hatte. Als Populist bemühe er sich jedoch darum, keine Ängste und keine Vorurteile zu schüren: „Ich glaube zum Beispiel nicht, dass die Weltwirtschaft von geheimen Mächten dirigiert wird.“

Um die eigenen Wertvorstellungen zu verbreiten, bräuchten populistische Demokraten „Leidenschaft“: „Wir dürfen Emotionen nicht den Extremisten überlassen.“ Demokratische Populisten mit Charisma appellierten an Herz und Verstand: „Und eben nicht an niedrige Instinkte.“ Trump & Co. hingegen täuschten Leidenschaft und Charisma lediglich vor: „Sie sind nicht charismatisch, sondern Schmierenkomödianten mit der Fähigkeit, so zu lügen, dass dem Publikum die Spucke wegbleibt.“ Den „medialen Tanz“ um die Tabubrüche eines Donald Trump verurteilt Prantl: „Der Journalismus darf populistischen Extremisten nicht zu viel Aufmerksamkeit geben.“

Ressentiments gegen Menschen, die in der Gesellschaft nicht mithalten können, spielen Prantl zufolge antidemokratischen Extremisten in die Karten. „Hartz IV-Bezieher zum Beispiel kennen keine ähnliche Sympathie, wie sie Flüchtlinge 2015 gezeigt bekommen haben, seit Jahren wird ihnen ihr Wunsch nach Solidarität von der Gesellschaft nicht erfüllt“, so der Meinungsjournalist. Dabei seien die wenigsten Betroffenen schuld an ihrer sozialen Misere. Menschen die heute das Schicksal „Langzeitarbeitslosigkeit“ haben, wurden oft schon benachteiligt geboren: „Der Sozialstaat hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass diese Mensch nicht nur formale, sondern reale Chancen erhalten.“

Dass die einen ständig ihr letztes Geld zusammenkratzen müssen und die anderen in Reichtum schwimmen, sieht Heribert Prantl als fatal für den gesellschaftlichen Zusammenhalt an. „Deshalb habe ich immer für eine Vermögenssteuer geworben“, erklärte er während der von Sabine Schiedermair (KAB) moderierten Diskussion. In diesem Zusammenhang äußerte sich der Journalist kritisch gegenüber Tafel-Läden: „Das sind zwar einerseits wunderbare Einrichtungen, andererseits ist es einfach furchtbar, dass es in unserem Land Tafeln geben muss.“ Tafel-Läden seien das Kennzeichen dafür, dass in Deutschland etwas ganz und gar nicht stimmt.

Foto: Steffi Kimmel

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